Menschen aus unserer Pfarrgemeinde erzählen über Ostern. Welche Bedeutung hat dieses Fest für sie? Wie erleben sie diese Zeit von Karfreitag bis zum Ostermorgen? Sie erzählen von erlebten Aufbrüchen in ihrem Leben und berichten, welche Botschaft für sie das Geheimnis der Auferstehung hat. Sie geben Einblick in ihre ganz persönliche Ostergeschichte.
Lilly Giesinger, Maturantin, 17 Jahre:
Die kleinen Osternester, der Kirchenbesuch, Mamas gefüllte Kalbsbrust – das macht Ostern für mich zu einem familiären Fest. Zuerst das Verzichten in der Fastenzeit, das Vermissen von Gewohntem, schließlich die dunkle, traurige Karwoche – und dann das helle Osterfest: ein gewaltiger Kontrast. Ostern bedeutet für mich Hoffnung! Gerade in der heutigen Zeit. Den Tod zu verstehen ist für mich schwierig. Vor allem dann, wenn von mir geliebte Menschen wie meine Tante oder mein Opa davon betroffen sind. Da bleibt dann nur die Hoffnung, dass sie an einem besseren Ort sind. Ein Neubeginn war für mich der Schulwechsel damals ins Gymnasium nach Dornbirn. Ein anderer Ort, neue Freunde – das war ein Aufbruch ins Ungewisse.
Ulli Jauk, Pfarrsekretärin, 45 Jahre:
Aufgewachsen bin ich mit vier Geschwistern in Schröcken. Osterhasen suchen, Schnee und familiäre Begegnungen, das prägte mein Bild von Ostern. Heute gehört der Ostersonntag-Brunch mit allen Geschwistern, Partnern, Eltern und Kindern aus der Familie zum festen Ritual. Karfreitag bis Ostersonntag – ein Auf und Ab, wie im Leben. Es gibt Krisen wie z.B. der Tod meines Vaters und es gibt große Lichtblicke wie meine Familie: dafür bin ich dankbar. Ein Neubeginn ist meine neue berufliche Aufgabe als Pfarrsekretärin. Ich freue mich sehr, ich will für die Menschen da sein und den Verantwortlichen den Rücken freihalten. Mehr den Blick auf das Wesentliche lenken, dazu möchte ich in dieser schnelllebigen Zeit beitragen.
Anna Müller, Pensionistin, 88 Jahre:
Wir haben uns als Kinder wochenlang auf Ostern gefreut. Das Heilige Grab in der Kirche war leer. Ein Neuanfang. Wir haben einfach daran geglaubt: Christus ist auferstanden! Ostern ist für mich das schönste Fest, ein Fest für die Familie! Meinen zwei Kindern, den fünf Enkelkindern und den zehn Urenkeln versuche ich dieses Geheimnis weiterzugeben. Der zweimalige Wechsel des Wohnorts war für mich jedes Mal ein Aufbruch, ein Neubeginn: Vom Bregenzerwald zunächst ins Walsertal, dann nach Altach. Ich bete oft: für meine Familie und für mich selber. Ostern ist für mich einfach erklärt: Jesus ist auferstanden. Wir vertrauen ihm und bitten, dass er der ganzen Welt hilft!
Angela Kathan, Kindergartenpädagogin, 37 Jahre:
Ostern erlebe ich viel intensiver als Weihnachten. Die Ostergeschichte ist spannend und aufbauend. Man berichtet über Jesus, so wie man über einen Verstorbenen erzählt. Bei uns liegt daheim die Familienbibel auf. Ostern ist für mich wie ein Neustart in der Natur: alles wird heller und bunter. Von der Dunkelheit zum Licht! Einen solchen Neuanfang durfte ich als Mama zweimal auf wunderbare Weise erfahren. Der Leidensweg Jesu in der Karwoche erscheint mir gerade in der Jetztzeit, in der so viel Leid und Elend die Welt beherrschen, aktueller denn je. Im Kleinen wird Ostern lebendig, denken wir nur an die vielen Spendenaktionen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
Edgar Natter, ehemaliger Schuldirektor, 66 Jahre:
Wenn am Karfreitag in Altach die Gläubigen Blumen mit in die Kirche bringen, so ist das ein wunderbares Ritual für mich. Ostern bedeutet Hoffnung für uns alle. Gerade die aktuellen Kriege sind bedrückende Ereignisse. Die unglaubliche Geschichte von Ostern bietet vielleicht eine Chance auf Frieden. Den Menschen Hoffnung geben, das steckt in der Kraft von Ostern. Aufgewachsen bin ich in einer christlichen Großfamilie, das Verzichten auf Süßigkeiten in der Fastenzeit war Pflicht. Einen Neuanfang erlebte ich nach meiner längeren Erkrankung vor sechs Jahren: Umdenken, neu orientieren, das war damals notwendig. Ganz besonders die Geburt der beiden Enkelkinder war für mich auch so ein Neubeginn.
Johannes Grabher, Mittelschullehrer, 24 Jahre:
Ich erlebe Ostern immer als langen aufgebauten Höhepunkt der Karwoche – der Ostersonntag ist das Licht am Ende des Tunnels, das Fest bedeutet für mich, dass auch die düsterste Zeit überwunden werden kann. In meinem eigenen Leben erkenne ich darin die Zeiten nach dem Erleben von Trennung und Abschied, wo aus etwas scheinbar Schwerem etwas völlig Neues und Gutes entstehen kann. Einen derartigen Neuanfang wünsche ich mir in der Gegenwart auch für die Menschheit selbst, wenn ich an die Ursachen der Klimakrise oder an den Nahostkonflikt denke. Ostern erinnert daran, Altlasten abzulegen und mit Mut für Frieden und Besserung einzustehen.